Positive Selektion und abnehmender Grenznutzen
Normalerweise werden von 1.000 Leuten etwa 80 zu Superspreadern (rechnerisch, Studien sagen hier 80 bis 180). Wir wissen aber vorher nicht, welche dazugehören. Deshalb müssen wir für alle locken. Aber die Eigenschaften, die die Superspreader zu Superspreadern machen, sind trotzdem schon angelegt.
Es sind Menschen, die in der Zukunft symptomfrei und vermutlich ohne Maske auf andere Menschen treffen. Nennen wir dieses Set von Eigenschaften „gesellig“. Die Motivationen können ganz unterschiedlich sein: Geldnot, Notfälle, Zusammenbrüche, Angehörige versterben, Druck im Job, Trennungen, neue Liebe, Corona-Leugner, ausnahmsweise Mal in eine Bar gehen, etc.
Plan C kann diese Effekte abschwächen.
Dieses Set und die Leute erkennen wir vorher nicht, aber es existiert trotzdem. Auch bei einem Lockdown bleiben diese Menschen „gesellig“, evtl. sogar stärker, da Geldnot oder Druck zunimmt. Während ein Lockdown von den allgemeinen 1.000 Leuten etwa 80 % neutralisiert, wird ein Lockdown von den 80 Leuten, deren Voreinstellung „gesellig“ ist, vermutlich nur 50 % erwischen.
Je härter die bereits bestehenden Corona-Maßnahmen sind, desto gravierender ist diese Diskrepanz.
Wenn wir beispielsweise von diesen 920 bereits 740 durch bestehende Corona-Maßnahmen neutralisierten und auch 40 der Geselligen, verbleiben 180/40. Eine weitere Maßnahme, die dann 50 % der 180 neutralisiert, wirkt bei den Geselligen ggf. nur mit 25 %. Es bleiben 90/30.
Wir sehen: Harte Corona-Maßnahmen haben 880 Leute neutralisiert, das sind 88 %. Aber sie haben nur 50 gesellige neutralisiert, das sind 62,5 %. Und die verbliebenen Infizierten bestehen zu 25 % aus Superspreadern und nicht mehr zu 8 %. Das sind alles fiktive Zahlen – aber der Effekt ist real, wir wissen nur nicht wie groß.
Das heißt auch: Wenn es einen Raum gibt, in dem – entgegen der Corona-Maßnahmen – gesellig gesungen wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher als sonst, dass in diesem Raum Superspreader in spe sind. Je härter die Maßnahmen, desto stärker ist diese positive Selektion. Es existieren weniger Räume, aber alle verbliebenen Räume werden viel gefährlicher.
Und das heißt: Die Geschwindigkeit der Verbreitung der Pandemie verlangsamt sich immer weniger bei jeder neuen Maßnahme. Denn es gibt noch einen Effekt: Die Wahrscheinlichkeit, in einem beliebigen Raum auf einen aktiven Superspreader zu treffen, steigt an. Aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass dieser aktive Superspreader auf einen anderen Superspreader in spe trifft – eine gesellige Person – steigt ebenfalls an.
Wenn die Freiwilligkeit und Sanktionslosigkeit aus der Gleichung entfernt wird, kann dem entgegengewirkt werden. Daher müssen Lockdowns entweder hart und zwingend sein oder sie müssen weich und freiwillig sein.
Genau an dieser Stelle setzt Plan C an.